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Mittwoch, 23. April 2014

Knapp zwei Wochen nach Griechenland schafft Portugal die Rückkehr an den Finanzmarkt. Die Platzierung zehnjährige Anleihen gelingt zu Zinsen von nur 3,58 Prozent. Die Fundamentaldaten rechtfertigen das aber nicht - Investoren setzen auf Mario Draghi.

Furiose RückkehrAnleger reißen sich um Portugal-Bonds

Von Egmond Haidt
Knapp zwei Wochen nach Griechenland schafft Portugal die Rückkehr an den Finanzmarkt. Die Platzierung zehnjährige Anleihen gelingt zu Zinsen von nur 3,58 Prozent. Die Fundamentaldaten rechtfertigen das aber nicht - Investoren setzen auf Mario Draghi.
Wenige Wochen bevor das Hilfsprogramm für Portugal am 17.Mai ausläuft, ist dem Land die Rückkehr an den Finanzmarkt gelungen. Das Land hat per Auktion für 750 Millionen Eurozehnjährige Anleihen zu Zinsen von lediglich 3,58 Prozent platziert. Die Zinsen sind damit auf das niedrigste Niveau seit acht Jahren gesunken. Bislang hatte das Land vor allem auf die Hilfe von Banken zurückgegriffen und so seit Jahresanfang 6,25 Milliarden Euro durch den Verkauf von Anleihen eingenommen.
Portugal war 2011 von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) mit einer Kredithilfe von 78 Milliarden Euro vor einem drohenden Staatsbankrott bewahrt worden.

EZB wird's schon richten

Die erfolgreiche Rückkehr an den Kapitalmarkt ist jedoch weniger auf das erwartete portugiesische Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent für 2014 zurückzuführen, sondern hauptsächlich auf die Aussicht, dass die EZB schon bald dem "Vorbild" der US-Notenbank folgen und in großem Stil Anleihen aufkaufen könnte. Zwar ist die Arbeitslosigkeit in Portugal im vierten Quartal 2013 auf 15,3 Prozent gesunken. Dennoch ist die Quote laut IWF immer noch besorgniserregend hoch.
Ministerpräsident Pedro Passos Coelho will die Ausgaben 2014 um 3,2 Milliarden Euro senken, um die Neuverschuldung auf vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu drücken. 2015 sollen es nur mehr 2,5 Prozent sein.

Hohe Schulden – dennoch niedrige Verzinsung

Die Verringerung der Neuverschuldung ist dringend notwendig, waren die Staatschulden 2013 doch auf 129 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Damit liegen sie in der Nähe des Allzeithochs und mehr als doppelt so hoch wie Ende 2005, als der Wert bei 62,8 Prozent gelegen hatte. "Dank" der Maßnahmen der EZB sind die Zinsen trotz der Explosion der Staatsschulden aber genau so niedrig wie Anfang 2006.
Angesichts der weltweiten Mini-Zinsen sind die Anleihen der Länder aus der Peripherie heiß begehrt. Am 10. April hatte Griechenland bereits für drei Milliarden Euro fünfjährige Anleihen zu lediglich 4,95 Prozent platziert. Dabei ist die wirtschaftliche Lage des Landes weiterhin dramatisch. Die Staatsverschuldung liegt bei 330 Milliarden Euro. Das sind mehr als 175 Prozent der Wirtschaftsleistung. Der Wert liegt damit noch über dem Niveau der letzten Umschuldung aus dem Jahr 2012, als er bei 156 Prozent gelegen hatte. Der Anteil fauler Kredite belief sich Ende 2013 auf rund 70 Milliarden Euro - das sind 35 Prozent des gesamten Kreditvolumens.
Diese Zahlen zeigen unmissverständlich, dass eine nachhaltige Konjunkturerholung nur schwer möglich ist, zumal die Arbeitslosenquote immer noch bei hohen 26,7 Prozent liegt. Aktuell stört sich der Finanzmarkt daran aber nicht.

Anleihealternativen

Mit welchen Unternehmensanleihen könnten Anleger eine ähnliche Rendite wie mit portugiesischen Staatsanleihen erzielen? So wirft eine Anleihe von Daimler (WKN: A1TM6L), die im April 2017 ausläuft, eine Rendite von 3,6 Prozent pro Jahr ab. Ebenso hoch ist die Rendite für ein Papier vonNestlé (WKN: A1HG8F), das im Juli 2018 fällig ist.
Wer sich derartige Zinsen auf zehn Jahre sichern will, schaut sich eine Anleihe des BrauereikonzernsAnheuser-Busch Inbev (WKN: A1ZCTN) an. Die Emittenten dieser Unternehmensanleihen sind solide wirtschaftende Firmen, die eine geringe Verschuldung haben sowie eine ansprechende Bonität besitzen.
Daher dürfte eines bei dieser Konstellation klar sein: Weil die Investoren auf der Suche nach Rendite verstärkt bei Anleihen aus der Peripherie zugreifen, könnten die Kurse portugiesischer und griechischer Anleihen weiter steigen und im Gegenzug die Zinsen sinken. Die Risiken der vorgestellten Unternehmensanleihen, die eine ähnliche Rendite abwerfen, sind aber geringer als bei hoch verschuldeten Staaten wie Portugal und Griechenland.
Quelle: n-tv.de

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